Heute fliegen wir zurück. Die letzten Stunden vor dem CheckIn wollten wir noch mal zum Strand und zwar nach El Arenal. Was für ein Kontrast, der Ort, an den ich noch die wollte. Weit außerhalb der Hauptsaison ist es allerdings sehr erträglich. Also ab in die erstbeste Eisbude, den letzten Cocktail getrunken. Und dann ab zum Flughafen, Mietwagen abgeben und einchecken. Wir waren weit über zwei Stunden zu früh da, aber viel später hätte es nicht sein dürfen. Als wir endlich am Gate standen, hatten wir noch 15 Minuten bis zum Boarding. Der Flug war wunderbar flott. Auf Wiedersehen, Mallorca, hallo zu Hause.
Das Hotel im Rückblick
Diese Beurteilung fällt mir sehr schwer, da ich mir sicher bin, dass ich damit dem restlichen Haus und den Menschen dort nicht gerecht werde. Aber ich kann nur über den Teil urteilen, den ich kenne. Meine Erfahrungen mit der Finca sind grundsätzlich positiv, aber es gibt deutliche Kritikpunkte, von denen einige nicht zu beeinflussen sind, andere könnten aber zum Teil sehr einfach behoben werden.
Als ich die wenigen etwas nachdenklicheren Bewertungen gelesen habe, ist mir der Punkt Lautstärke aufgefallen. Ich komme aus dem Ruhrgebiet, hier hat man quasi das Grundrauschen der Autobahnen von Geburt an im Filter. Wer direkt an der A40 wohnt, der mag die „Ruhe“ dort genießen. Tatsächlich ist es aber sehr laut, denn die Finca liegt am Rande von Inca, drum herum Outlets und große Verkehrsknotenpunkte. Hier ist es immer laut. Direkt gegenüber der Hauptstraße ist ein Stadion, dahinter eine Bahn für Motocross, die mir an unserem ersten Tag fast den Rest gegeben hätte. Das sind Faktoren, die kaum zu ändern sind. Wer hier von Entspannung pur schreibt, muss daheim noch lauter wohnen. Die Finca hat ganz sicher einen besseren Standort verdient.
Wenn man ankommt, kann man feststellen, dass die Anlage und das Haus wunderschön sind. Rosen, Zitronenbäume, (sehr viele und kaum genutzte) gemütliche Sitzecken, der Pool, Kräuter usw. Auch das Foyer mit der großen Aufenthaltsfläche ist mit viel Liebe eingerichtet, was wohl auch einen gewissen Hang zum Kitsch beinhaltet. Mir hat es gefallen. Auch die anderen Zimmer, von denen keines gleich zu sein scheint.
Die Begrüßung war super nett, die Formalitäten waren schnell erledigt und schon ging es ab auf das Zimmer. Oder in unserem Fall in den Bungalow. Und der passt leider so gar nicht zum Rest. Hier trifft man eher auf eine funktionale Unterkunft als auf ein romantisches Zimmer. Das mag allerdings auch beabsichtigt sein, denn der Bungalow ist eher eine Art Ferienwohnung; zwei Zimmer, Bad, Küchenzeile und Tresen im Wohnraum, Couch, Doppelbett und zwei Fernseher (beides moderne smarte LCD Geräte, einer mit Sattelitenempfang Kika HD inkl.). Einrichtet für bis zu drei Personen, wenn Nummer drei die Couch ausklappt. Das ist für uns bereits erledigt worden. Das nimmt aber viel Raum, das „Wohnzimmer“ ist damit kaum nutzbar. Kann man natürlich tagsüber auch zusammenklappen. Man hat einen eigenen Eingang und den direkt am Pool. Wäre es nicht so laut, man könnte den ganzen Tag am Pool verbringen und muss abends noch ins Bett fallen.
Das Problem des Bungalows ist, dass er möglichweise nicht so im Fokus der Aufmerksamkeit steht, wie der Rest des Hauses. Ich bin mir auch recht sicher, dass vor uns vergleichsweise lange keiner mehr den Bungalow bewohnt hat. Die Mängelliste ist voll mit Kleinigkeiten, die eigentlich nicht sein dürften. So hat am zweiten Tag die Toilettenspülung ihren Dienst verweigert. Man hat sich sofort drum gekümmert, brauche aber ein Ersatzteil. Es war Sonntag. Kann man Verständnis für haben. Oder aber man baut das Teil aus einer der eh kaum benutzten Toiletten des Poolbadezimmers aus und sperrt jenes. Oder man sowas bei geschätzten 20 Toiletten einfach mal auf Vorrat. So hätte ich es gemacht. Am Montag war das Problem dann behoben. Bemängelt wurden auch die defekte Spiegelbeleuchtung im Bad und die Deckenlampe der Küchenzeile. Das war bis zur Abreise nicht behoben, hat uns aber auch wenig behindert. Dennoch hätte das so nicht sein dürfen. Weiter geht es mit dem Kühlschrank, dessen Dichtung nicht sitzt und zudem auch noch von „hinten“ reichlich schwarzen Schimmel hat. Dann noch dies uns das, keiner Aufzählung wert, wie etwa der Stöpsel des Spülbeckens, der nicht dichthält. Oder der Duschkopf, der so verkalkt war, dass nur wenige der Düsen frei waren. Der Wasserdruck ist aber recht beachtlich, nach 3 Tagen war der Kopf freigespült. Das alles sagt mir, dass dem Bungalow nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt wird und das Konzept Selbstversorger/Ferienwohnung nicht konsequent verfolgt wird. So fehlt es an der nötigen Grundausstattung der Küche, z.B. scharfe Messer, Brettchen, Toaster, Kaffeemaschine oder Spültüchern. Vermutlich noch mehr, für uns war das ohnehin ein Ausweichkonzept für den Fall der Fälle (Kind hat Hunger Alarm), von daher kein Anlass für dringende Forderungen. Wer sich jedoch bei der Buchung auf ein funktionierendes Konzept verlässt, sollte ggf. vorher anfragen. Das es hinter irgendwelchen mit Plastikplatten verkleideten Löchern in der Wand abends leuchtet, der WLAN Accesspoint in der Dunkelheit auch von seiner Position unter der Kommode aus das Schlafzimmer erhellt ist seltsam, lässt sich aber durch ein Kissen vor der Wand und einem gezogenen Stecker lösen. Das Internet ist übrigens sehr langsam und zudem unverschlüsselt. Wer kann, sollte sich lieber eine Auslandsflatrate für LTE buchen, die Versorgung ist gut.
In der Summe fallen viele dieser Punkte wenig ins Gewicht. Wer hier residiert, verbringt mehr Zeit damit, die Insel zu erkunden und nicht am lauten Pool in Inca. Inca selbst ist auch nicht unbedingt reizvoll, also ist man auf Rundreise. Das Frühstück gibt es im Haus, da braucht es die Küche nicht. Und essen kann eh nur auswärts. Ich würde das Konzept Ferienwohnung aufgeben und aus dem Bungalow eine liebevoll gestaltete Suite für drei Personen ohne Küche machen.
Das Frühstück ist gut, aber wenig abwechslungsreich. Es ist, sofern nicht irgendwas falsch läuft, jeden Tag das gleiche Setup nach lokaler Art. Frisches Obst und Säfte, spanische Würste, Schinken und Käse, Müsli, etc. Alles eher der einfachen Sorte. Das Thema Brot könnte für den einen oder anderen ein Problem sein, aber alles in allem geht das vollkommen in Ordnung sein. Wer diese Art von Frühstück abseits von weich gekochtem Ei und belegten Brötchen oder Rührei mit Speck nicht kennt, für den mag sogar ein Hauch Exotik dabei sein, für uns war der Unterschied zu unseren eigenen Gewohnheiten oder Vorlieben eher marginal. Hier kann man für einen langen Ausflugstag wirklich gut seine Reserven füllen und ein gemütliche Zeit verbringen. Und danach direkt in den Pool hüpfen.
Ich habe mir die Zeit genommen, die Anlage noch etwas genauer anzusehen. Es scheint ein paar „vergessene Attraktionen“ zu geben. Links vom Haus ist eine Brunnenanlage mit großen tönerne Amphoren, die allerdings durch Baum- und Buschwerk auf den ersten Blick nicht zu sehen ist. Zudem ist der Brunnen außer Betrieb. Zwischen den Zitronenbäumen und kleinen Feldern finden sich zwischendurch schattige Plätze mit Bänkchen, es gibt ein Regenstaubecken. Vor dem Haupteingang befindet sich ein großer und alter Olivenbaum, zu dessen Fuß eine Platte mit einer Inschrift oder Widmung ist. Da steht leider nun ein großer Busch davor, so dass man an die Platte nicht mehr so einfach rankommt. Rechts vom Haus gibt es eine Außenküche. Ob man die benutzen darf oder welchen Zweck sie sonst erfüllt, war so nicht zu erkennen. Dafür wird sie von einer Überwachungskamera erfasst. Davon gibt es noch mehr, drei an einem Mast vor dem Frühstücksraum mit vollkommen unsinniger Ausrichtung. Ob sie eher der Abschreckung, dem sicheren Gefühl oder überhaupt eine Funktion haben? Ich habe es nicht rausgefunden. Es gibt wohl einen (inaktiven?) Fahrradverleih, zumindest steht da ein Schuppen in der Auffahrt des Nebeneingangs.
Es gibt also viele anscheinend aufgegebene Konzepte in der Anlage. Und es fehlt an Informationen über diese Anlage. Die Damen vor Ort sind super nett und hilfsbereit, aber man muss das aktiv einfordern. Eine Einweisung in die Funktionen oder weiteres Services des Hauses gab es nicht (kann ich die Küche benutzen? Können Sonderwünsche erfüllt werden?) Selbst etwas Werbung für die eigenen Einrichtungen (Restaurant, Outlet, Bodega, Weingut) fand nicht statt. Ich vermute, Gäste, die über Tag die Einrichtungen benutzen wollen, auch ein aufgegebenes Konzept sind. Wir waren Ende April da und ich frage mich, wie es dort im Hochsommer ist. Ob der Pool dann auch so verweist ist?
Ansonsten ist der Zustand der Anlage sehr gut, alles ist gepflegt und sauber, der Spagat zwischen Hotel und funktionaler Finca ist machbar.
Das Preisleistungsverhältnis zu beurteilen ist schwer. Das für den Bungalow geht das in keinem Fall auf, es ist der zweitteuerste Raum und hat den schlechtesten Standard und Zustand. Für die anderen Zimmer sieht es sicher besser aus, allerdings ist es ein reines Übernachtungs- und Frühstücks-Hotel. Wer hier Tagesfreizeit verbringen will, muss eine hohe Lärmtoleranz besitzen (Ruhig ist es aber in keinem Fall) und ist ansonsten eher falsch dort. Wer dort nur sein Hauptquartier für Rundreisen einrichtet, ist hier verkehrstechnisch günstig gelegen, könnte das aber sicher günstiger bekommen. Solange man die Fenster zulässt, kann es aber sicher sehr romantisch sein. Mit einem Kind dabei ist das aber kein Pluspunkt.
Meiner Ansicht nach wird das Haus deutlich überbewertet.
Würden wir wiederkommen? Eher nicht. Nicht wegen der Mängel oder dem Preisleistungsverhältnis. Uns ist es zu laut, wir würden gerne einen kleinen Teil unseres Aufenthaltes auch am Tag dort verbringen wollen. Die Zimmer sind eher nicht für drei gedacht und wir bevorzugen das Modell Ferienwohnung bzw. Bungalow in Hotelanlage, welches dort nicht aufgeht. Schade.